Zusammenfassung der Bestandsaufnahme und -analyse

 

Die Analyse beschränkt sich auf jene Themenbereiche, welche durch die LEADER-Initiative beeinflußt werden können, und wurde auf Basis von Gesprächen, Statistiken und Literaturrecherchen erstellt.

1. Räumliche Lage

Die Region Zentrum-Norden befindet sich im Übergang des Gutlandes ins Ösling.

Sie setzt sich aus 13 Gemeinden zusammen, 2 Städte und 11 ländlich geprägte Gemeinden.

Die Zentren Diekirch und Ettelbrück befinden sich in der Mitte des Gebietes, die ländlichen Gemeinden gruppieren sich herum.

Laut ‚Programme Directeur d’Aménagement du Territoire (1999) übernehmen die beiden Städte zusammen die Rolle eines ‚centre de développement et d’attraction d‘ordre moyen‘, d.h. sie übernehmen eine Versorgungsfunktion für ihr ländliches Umland.

 

2. Bevölkerungsentwicklung und – struktur

Bevölkerungsentwicklung

 

Nicht die Städte, sondern die ländlichen Gemeinden verzeichnen die höchsten Wachstumsraten. Zwischen 1960 und 2001 ist die Region Zentrum-Norden im Durchschitt um 67% gewachsen (nationaler Durchschnitt 40%), 25% dieses Wachstums wurden allein zwischen 1991 und 2001 erreicht (nationaler Durchschnitt 18%).

 

In Erpeldingen hat sich die Bevölkerung in 40 Jahren mehr als verdreifacht, mehr als verdoppelt haben sich desweiteren die drei südlichsten Gemeinden der Region (Colmar-Berg, Bissen und Boevange/Attert).

Lediglich Diekirch, Medernach und Bourscheid liegen unter dem nationalen Durchschnittswert.

 

Einige Gemeinden haben eine relativ kontinuierliche Wachstumsrate zu verzeichnen, andere wachsen erst sehr stark seit Anfang der 90er Jahre.

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung:

Bevölkerungsentwicklung 1991-2001 in Prozent pro Gemeinde

 

(Quelle: Statec – Bearbeitung: Cellule LEADER+)

 

 


 

 

 


 


Statistik:

Absolute und relative Bevölkerungsentwicklung 1960-2001

(relativ zu 1960,

1960 = 100%)

 

(Quelle: STATEC – Bearbeitung Cellule LEADER+)

 

Gemeinde

1960

1970

1981

1991

2001

Bettendorf

1,459

1,559

1,748

2,019

2,296

 

100%

107%

120%

138%

157%

Bissen

1,085

1,323

1,671

1,781

2,520

 

100%

122%

154%

164%

232%

Boevange/Attert

859

878

1,126

1,405

1,752

 

100%

102%

131%

164%

204%

Bourscheid

1,026

966

924

1,027

1,069

 

100%

94%

90%

100%

104%

Colmar-Berg

680

935

1,176

1,385

1,647

 

100%

138%

173%

204%

242%

Diekirch

4,397

5,059

5,585

5,589

5,871

 

100%

115%

127%

127%

134%

Ermsdorf

530

535

557

643

    813

 

100%

101%

105%

121%

153%

Erpeldange

646

864

1,160

1,548

2,044

 

100%

134%

180%

240%

316%

Ettelbruck

5,101

5,990

6,454

6,552

7,551

 

100%

117%

127%

128%

148%

Feulen

729

723

1,003

1,169

1,314

 

100%

99%

138%

160%

180%

Medernach

765

777

864

927

994

 

100%

102%

113%

121%

130%

Mertzig

746

814

920

1,033

1,408

 

100%

109%

123%

138%

189%

Schieren

845

965

1,173

1,293

1,420

 

100%

114%

139%

153%

168%

Region Zentrum-Norden

8,839

10,141

11,583

12,533

14,744

Durchschnittliches

 

 

 

 

 

Wachstum

100%

115%

131%

142%

167%

 

 

Durchschnittliche Altersstruktur der Region

Die durchschnittliche Altersstruktur in der Region Zentrum-Norden liegt unter dem nationalen Durchschnittswert und ist demnach jünger. Dies ist teilweise auf die starke Bevölkerungszunahme durch Migration zurückzuführen (junge Familien mit Kindern). In einzelnen Ortschaften und Ortsteilen ist trotzdem eine Überalterungstendenz festzustellen.

Was die Aufteilung nach Nationalitäten betrifft, sind 67% der Einwohner luxemburgischer Staatsangehörigkeit, 29% sind EU-Ausländer und 4% sind Nicht-EU-Ausländer. Bei den ausländischen Mitbürgern liegen die portugiesischen Staatsangehörigen mit 18% weit an der Spitze (55% der Ausländer sind portugiesische Staatsbürger).

Siedlungsentwicklung und -struktur

§          Der dörfliche Charakter ist in den meisten Ortschaften noch weitgehend erhalten.

§          Eine Entleerung der Ortskerne von der Wohnfunktion ist nicht zu beobachten.

§          Neue Siedlungsbereiche entstehen an den Ortsrändern.

Konsequenzen aus der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung

Durch die günstige räumliche Lage und die landschaftliche Attraktivität der Region ist eine starke Bevölkerungszunahme durch Zuwanderung festzustellen. Die überwiegende Konzentration der neuen Einwohner/innen an den Ortsrändern führt langfristig zu folgenden Auswirkungen.

Soziale Auswirkungen:

§          Integrationsproblem der Zugezogenen (sowohl der Luxemburger als auch der Ausländer)

§          Identifikationsverlust der EinwohnerInnen mit der Region

Auswirkungen auf das Ortsgefüge:

Gefahr weiterer Zersiedlung

§          Gefahr des Verlusts des Dorfcharakters

§          durch Abriß alter ortsbildprägender Gebäude und Neubau überdimensionierter und unangepasster Bauten

§          Änderung von Gebäudefunktionen

3. Wirtschaft

Landwirtschaft

Weiterhin ist eine Abnahme der Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe festzustellen (-14% zwischen 1997 und 2001), welche vor allem auf fehlende Betriebsnachfolger zurückzuführen ist.

Die Landwirtschaft übernimmt neben der Produktionsfunktion eine wichtige Aufgabe in der Pflege der Kulturlandschaft, daher ist die Sicherung des Berufsfeldes durch die Schaffung neuer Standbeine (Erstellung regionaler Qualitätsprodukte, Ab-Hofverkauf, ländlicher Tourismus, Pflege der Kulturlandschaft,...) wesentlich.

Obstbau

Die Gemeinden Bettendorf mit mehr als 250 Obstbäumen pro km2 und Ettelbrück (zwischen 151-250 Obstbäume pro km2) verzeichnen die höchste Obstbaumdichte in der Region. Bis auf Feulen und Bourscheid haben alle anderen Gemeinden eine Obstbaumdichte von 51-150 Bäume/ km2. In diesem wirtschaftlichen Bereich bestehen also durchaus Entwicklungschancen. (Quelle: Aendekerk R. (1997): Der Hochstammobstbaumbestand Luxemburgs – Niedergang und Wiederbelebung der ‚Bongertenkultur’.)

Forstwirtschaft

Ausgedehnte Waldflächen sind in der Region vorhanden. Ca. 45% des Waldes gehört Privaten, welche auf keine Verwaltungsinstrumente zurückgreifen können.

Teilweise erschweren kleine Parzellen mit unterschiedlichen Eigentümern die Erschließung und die Bewirtschaftung des Waldes.

Sekundärer und tertiärer Sektor

§          Mehrere Großunternehmen haben ihren Sitz in der Region wie z.B. Good-Year (Colmar-Berg), Trefil Arbed S.A. (Bissen), Commercial Intertech (Diekirch).

§          Klein- und Mittelunternehmen dominieren jedoch die wirtschaftliche Struktur.

§          Nur ein geringer Anteil der Arbeitskräfte im Handwerk ist luxemburgischer Herkunft.

§          Durch die ausgeprägte Tertiärisierung besteht eine starke Sogwirkung nach Luxemburg-Stadt (ca. 25-30%) und Ettelbrück-Diekirch (ca. 25-30%).

§          Der Anteil der beschäftigten Frauen an der Gesamterwerbstätigenzahl ist leicht ansteigend.


 

4. Versorgungs- und Diensleistungsangebot

Tägliche Versorgung

Die täglichen Versorgungsmöglichkeiten (Lebensmittelhandel, Bäcker, Metzger, Bank und Post) sind in den meisten Gemeinden gegeben, lediglich in Boevange/Attert, Bourscheid, Ermsdorf und Schieren bestehen keine/kaum Versorgungsmöglichkeiten.

Ziel der zukünftigen Regionalentwicklung muß zumindest die Erhaltung des bestehenden Versorgungsgrades sein.

 

Betreuungseinrichtungen für Kinder

Es bestehen kaum Betreuungsmöglichkeiten vor/nach der Schulzeit.

Es bestehen kaum Schulkantinen, jedoch sind welche in Planung.

Der Bedarf an Betreuungs­einrichtungen für Kinder wird größer werden (da immer mehr Frauen im Berufsleben bleiben wollen oder müssen).

 

Kinderbetreuungsstätten in der Region Zentrum-Norden

(Erhebung: Cellule LEADER +)

 


 

 


Bestehende Betreuungseinrichtungen für Senioren:

in Bourscheid

§          Sauerdallhéem (betreutes Wohnen)

in Diekirch

§          Résidence du Parc (CIPPA) (Altenheim – 96 Plätze)

§          Maison de Soins Sacré Coeur (Pflegeheim – 72 Betten)

in Ettelbrück

§          Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique – Etablissement d’Aides et de Soins spécialisés (Pflegeheim – 156 Betten)

§          Club Senior ‚Hiirzebierg’ (Centres psycho-gériatriques und Tagesstätte für Senioren – 12 Plätze)

in Mertzig

§          Club Servior Mertzig (CIPPA) (Altenheim)

Alle Gemeinde verfügen über die gängigen Service-Leistungen für Senioren (Repas sur roues, Téléalarm, usw).

Bildung

Es besteht ein umfassendes Angebot an Bildungseinrichtungen in der Region:

§          Lycée Classique Diekirch

§          Lycée Technique Hôtelier Diekirch

§          Lycée Technique Ettelbrück

§          Lycée Technique Agricole Ettelbrück

§          Centre National de Formation Professionnelle Continue

Es besteht ein Mangel an zielgruppenspezifischen flexiblen Bildungsangeboten.

Die Gemeinden bieten kaum Weiterbildungskurse an.

Energie

Es besteht ein hohes Potenzial an erneuerbaren Ressourcen im ländlichen Raum.

In den LEADER-Gemeinden gibt es zur Zeit Energieprojekte in folgenden Bereichen: Solarenergie, Wärmekraftkoppelung, Windmühlen, Biogas, Holzhackschnitzelanlage und Wärmerückgewinnung.

Mobilität

§          Vorhandene Zuganbindungen: Colmar-Berg, Schieren, Ettelbrück, Diekirch, Michelau und Goebelsmühle.

§          Alle anderen Ortschaften sind durch Busse an den öffentlichen Transport angebunden.

§          Oft sind die Ortschaften innerhalb einer Gemeinde schlecht miteinander verbunden.

§          Die Stadt Ettelbrück verfügt über ein Citybus-Angebot.

§          Regionaler Latenightbus für Jugendliche.

 

5. FREIZEIT UND KULTUR

Es bestehen gute Möglichkeiten der Erholung in der freien Natur: Rad- und Wanderwege, Picknickplätze, Gewässer, landschaftliche Besonderheiten usw.

§          Kulturerbe:

§          Festungswesen: Burgen und Schlösser (Großherzogliches Residenzschloß Colmar-Berg, Schlösser in Bettendorf, Erpeldange, Birtrange und die Burg Bourscheid).

§          Religiöse Denkmäler: Kirchen, Kapellen, Wegekreuze, Friedhöfe,...

§          Archäologische Stätten (Gallorömischer Tumulus – Bill)

§          Industrielle Denkmäler (Mühlen, ...)

Es gibt ein umfangreiches Angebot kultureller Infrastrukturen, z.B. Centre des Arts Pluriels in Ettelbrück, das Konservatorium Diekirch/Ettelbrück, das Ciné Scala in Diekirch, die Bibliothek (Bicherbus) und diverse Museen (in Diekirch: Musée de l’Histoire, Musée National d’Histoire Militaire und das Fahrzeugmuseum, in Ettelbrück das General G. Patton Museum).

Auch das Angebot an kulturellen Veranstaltungen ist sehr vielfältig (Calvacade in Diekirch, Burgfeste in Bourscheid, Kulturweekend und „Tendances JARDINS“ in Erpeldingen usw.).

Ein Problem besteht jedoch in der Koordination der Veranstaltungen, oftmals überschneiden sich zeitlich große Veranstaltungen innerhalb der Region.

Tourismus

Die Gemeinden der Region Zentrum-Norden gehören drei unterschiedlichen regionalen touristischen Regionen an: Ardennen, Herz des Gutlandes, Kleine Luxemburger Schweiz.

Beherbergung

Es besteht ein umfassendes Übernachtungsangebot: Hotels, Appartements, Ferienhäuser, „Gîtes ruraux“, „ferme“, Gästezimmer und Campinganlagen.

Die Region verfügt über ca. 1600 Betten, davon 44% in Bourscheid, 23% in Diekirch, 14% in Ettelbrück. Kein Angebot in Bissen, Mertzig und Schieren.

Aufgrund des geringen Arbeitsplatzangebotes in ländlichen Gemeinden, wie z.B. Ermsdorf, stellt der Tourismus hier einen wesentlichen Erwerbszweig dar.

Gastronomie

Das Angebot ist als umfassend zu betrachten. Alle Gemeinden verfügen über Gastronomiebetriebe, vom Snack bis hin zum Gourmet-Restaurant.

Jedoch wird kaum Gewicht auf die Verarbeitung von Regionalprodukten sowie von regionaltypischen Gerichten gelegt.

6. Umwelt und Landschaft

Die Landschaft wird durch ein vielfältiges Spektrum an naturnahen Flächen und Kulturlandschaften geprägt.

§          Fließgewässer: Sauer, Alzette, Wark, Attert, Weisse Ernz

§          Trocken- und Magerbiotope

§          Steinbrüche und Sekundärbiotope (z.B. Gilsdorfer Sandstein)

§          Hecken, Bäume, Baumreihen, Alleen und Feldgehölze (Eichenniederwald, ...)

§          Obstbäume und Streuobstwiesen

§          Wald

 

Astrid Remy – Stad & Land asbl.

(Erwerb von Fachwissen und Programmplanung in den neuen LEADER+ Regionen)